2017/2 ‒ Psychische Apparate
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- ArticleEinführung in «OEdipe africain»Ott, Michaela (2017) , S. 87-94In diesem Beitrag wird – nach einer gewissen diskursiven Situierung des Texts in anthropologischen, psychoanalytischen und philosophischen Kontexten – ein Ausschnitt aus dem oben genannten Buch erstmalig in deutscher Übersetzung präsentiert. Er wird vorgestellt, da er auf der Basis der von den französischen Psychoanalytiker*innen Ortigues in Dakar durchgeführten psychologischen Behandlungen und Forschungen andere symbolische Ordnungen als jene vorstellt, die von Jacques Lacan mit dem Ödipuskomplex verbunden worden sind. Da die Grundlage des Ödipusschemas, das familiäre Dreieck, in den ausgedehnten afrikanischen Familien, die auch Autoritäten anders bestimmen, nicht eindeutig ausmachbar ist, stellen die Autor*innen nach Ethnien unterschiedene Initiationsrituale mit Besessenheitstänzen, Benennungen von Geistern, sogenannten rabs, und Ortsbestimmungen von Altären vor. Darin erkennen sie alternative symbolische Ordnungen mit gesellschaftskonstitutiver Funktion – wobei sie sich nicht eindeutig vom Ödipusschema distanzieren. Sie erläutern aber die Notwendigkeit, die eigenen epistemologischen Schemata und westlichen Behandlungsmethoden zu hinterfragen. Deleuze und Guattari haben in ihrer Bezugnahme auf diese Schrift in ANTI-ÖDIPUS, KAPITALISMUS UND SCHIZOPHRENIE (1973) nicht die beschriebenen alternativen Symbolisierungen gesellschaftskonstitutiver Prozesse herausgestellt, sondern vor allem die Darlegung eines «afrikanischen Ödipus» kritisiert.
- Article«Geister werden Teil der Zukunft sein». Zum Verhältnis von Psychoanalyse und MedientheorieKoch, Gertrud; Copjek, Joan; Cowie, Elizabeth; Lie, Sulgi; Rickels, Laurence; Tuschling, Anna; Wegener, Mai (2017) , S. 102-118Geister werden insbesondere dann Teil der Zukunft sein, je mehr sich die Zukunft telekommunikativ aufrüsten würde, wie Jacques Derrida es in dem Film GHOST DANCE (1983) von Ken McMullen formulierte. Übertragen auf die gegenwärtige Situation heißt das, danach zu fragen, welche Verschiebungen, Verdrängungen und / oder Auslassungen zu beobachten sind, wenn die psychoanalytische Theorie in der Film- und Medienwissenschaft mehr und mehr aus ihrer zentralen Position, die sie einmal eingenommen hatte, verschwindet. Sind die Begriffe der Psychoanalyse weiterhin wirksam oder haben sie sich zunehmend verschliffen? Was bedeutet die Kritik am Anthropozentrismus für die Stellung des ‹unbewussten Subjekts›? Wie verändern sich Verständnis und Begriff von Sexualität und Begehren, wenn diese nicht mehr ausschließlich in der Perspektive eines normativen Sexualitätsdispositivs gedacht werden? In diese Richtung zielen die Fragen, die Marie-Luise Angerer einer Reihe von Autor_innen gestellt hat, die eine psychoanalytisch orientierte Medien- und Filmwissenschaft betreiben oder für die medientheoretische Überlegungen in der psychoanalytischen Praxis bedeutsam sind.
- ArticlePsychische Apparate. Einleitung in den SchwerpunktPeters, Kathrin; Trinkaus, Stephan (2017) , S. 9-15Die Medienwissenschaft hat sich in einiger Nähe zur Psychoanalyse konstituiert, heute ist es dagegen nicht mehr üblich, mediale Prozesse psychoanalytisch zu verstehen. Statt alte Überzeugungen wiederbeleben zu wollen, geht es diesem Schwerpunkt um aktuelle Fragen und Probleme, die sich zwischen Medientheorien und Theorien des Psychischen stellen.
- ArticleQueer Affect Theory. Zum Verhältnis von Affekt und Trieb bei Sedgwick und FreudRehberg, Peter (2017) , S. 63-71Im Feld von Queer Theory, das entscheidende Impulse für die neuere Affekt-Diskussion lieferte, bleibt der Status des Affekts oft ungeklärt. Dieses lässt sich durch eine Kontrastierung der Affekt-Theorie Sedgwicks mit Freud nachholen. Wie die Lektüre zeigt, beerbt der Begriff des Affekts in mancher Hinsicht den des Triebes und liefert so Anhaltspunkte dafür, die Psychoanalyse affekttheoretisch auszulegen. Ausgehend von dieser Nähe der Diskurse zueinander, lässt sich aber auch herausstellen, wo Affekt-Theorie nicht mehr der Psychoanalyse folgt. Jenseits psychoanalytischer Mythologien beansprucht sie nicht länger, Endlichkeit und Gewalt als Bedingungen menschlicher Existenz zu verhandeln.