Kracauer Lectures in Film and Media Theory

Mit ihrem Titel würdigt die Reihe Kracauer Lectures in Film and Media Theory den gebürtigen Frankfurter Philosophen, Soziologen, Schriftsteller und Film- und Medientheoretiker Siegfried Kracauer (1889-1966), einen der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts im Feld der Film- und Medientheorie. Zugleich verweist der Reihentitel auf die Rolle Frankfurts und seiner Universität als Gründungsorte der kritischen Reflexion des Films und der technischen Medien im 20. Jahrhundert. Die Reihe setzt sich zum Ziel, avancierte aktuelle Positionen der Film- und Medientheorie und der Medienphilosophie sowie der Medienreflexion in der Kunst- und Kulturwissenschaft und der philosophischen Ästhetik zur Darstellung zu bringen und damit einen Beitrag zur Erweiterung und Entwicklung des Feldes der Film- und Medienwissenschaft zu leisten, der am schnellsten wachsenden geisteswissenschaftlichen Disziplin in Deutschland.

Recent Submissions

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    Zur Erneuerung der revolutionären Stimmung: Betrachtungen zur League of Revolutionary Black Workers
    Flatley, Jonathan (2013-12-10)
    Dieser Vortrag greift eine Schlüsselepisode aus der Geschichte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und der Arbeitskämpfe der 1960er Jahre auf und untersucht sie am Leitfaden einer medienwissenschaftlichen Fragestellung. Den Ausgangspunkt bildet die Frage, weshalb die Arbeiterbewegung Dodge Revolutionary Union Movement (kurz DRUM) 1968 allein durch die Publikation einer bescheidenen Hauszeitung mit so viel Erfolg die Arbeiter in der Automobilindustrie in Detroit mobilisieren konnte. Am Beispiel von DRUM und der Gruppe, die sich daraus entwickelte – der League of Revolutionary Black Workers – untersucht dieser Beitrag, was nach der Gründung eines revolutionären Kollektivs geschieht. Wie kann eine revolutionäre Stimmung hergestellt und, wenn sie sich einmal eingestellt hat, am Leben erhalten werden? Wie hält ein solches Kollektiv sich selbst am Leben, wie erneuert es sich? Ich werde die Herangehensweise der League an die Aufgabe, eine kollektive revolutionär Stimmung zu schaffen und zu erhalten, ausgehend von einer Analyse von zwei unterschiedlichen Texten analysieren: Von einem Flugblatt mit einem Streikaufruf aus der Zeit kurz nach der Gründung von DRUM, und von dem Film Finally Got the News (1970), den die League gemeinsam mit den Newsreel-Kollektiv realisierte. Grundlegend ist für meine Analyse dabei der Begriff der Stimmung bei Martin Heidegger.
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    Flüchtiger Überfluss: Filmkultur zwischen Online-Archiven und Festivals
    Iordanova, Dina (2014-01-21)
    Dieser Vortrag befasst sich mit den gegenwärtigen Umbrüchen der Filmkultur , die sich durch das kennzeichnet, was man als “flüchtigen Überfluss” bezeichnen könnte. Im Zentrum steht die Frage, wie kleinere Filme neue Vertriebswege finden und damit auch neue Publikumsgruppen erreichen. Der Zugang zu Filmen über das Internet verändert unsere Sehgewohnheiten. Vormals unauffindbare Raritäten sind plötzlich frei verfügbar, unbekannte Schätze des Zelluloid-Zeitalters und Filme aus anderen Kulturkreisen sind nur noch einen Mausklick weit entfernt. Die neue Kultur des weitgehend freien Zugangs geht einher mit einem Übergang von dem traditionellen Modus des Filmbesuchs im Kollektiv hin zu indiviualisierten Sichtungspraktiken. Zugleich wächst die Bedeutung von Festivals in der gegenwärtigen Filmkultur. Was aber ist die Logik der Festival-Galaxie? Sind Festivals machtvolle Institutionen, die über den Erfolg oder Misserfolg von Filmen entscheiden? Sichern sie tatsächlich die Diversität der Filmkultur, wie sie selbst behaupten, oder schotten sie vielmehr die kleineren Filme vom großen Publikum ab?
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    Das bewegte Bild als Medium urbaner Architektur
    Verhoeff, Nanna (2015-06-30)
    In einer Zeit, in der Bildschirme und andere Medientechnologien immer mehr in die bauliche Textur unserer städtischen Räume eingehen, besteht Anlass, die gängigen theoretischen Konzeptualisierungen der Spezifik des Bildschirms als einer flachen Oberfläche für die Projektion von Bewegtbildern einer kritischen Revision zu unterziehen. Dieser Beitrag befasst sich mit Verwendungen von Bildschirmmedien in urbanen, öffentlichen Räumen und zu dem, was man das „Dispositif der Medienarchitektur“ nennen könnte. Er entwickelt einen Zugang, der von einem grundlegend performativen Verständnis von Architektur ausgeht und dieses mit der Frage nach der Spezifik von Bildschirmmedien und interaktiven Medien verknüpft. Wie also können wir das zugleich mobile und ortspezifische Dispositiv der gegenwärtigen Medienarchitektur beschreiben, und welche Herausforderungen stellt es an die Aufgabe einer Gestaltung urbaner Räume? Diesen Fragen wird der Beitrag anhand der Analyse einer Reihe von aktuellen Projekten nachgehen, die mit Bildschirmmedien in urbanen Räumen arbeiten und deren Gestaltung in besonders prägnanter Weise unsere Beziehung mit den verschiedenen Schichten eines von Medien durchwirkten städtischen Raumes thematisieren.
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    Eisensteins Medienarchäologie: Zu den Vorarbeiten zu einer „Allgemeinen Geschichte des Kinos”
    Somaini, Antonio (2014-06-17)
    Sergei M. Eisenstein arbeitete in den letzten beiden Jahren seines Lebens am Projekt einer Allgemeinen Geschichte des Kinos. Er hinterließ das Projekt bei seinem Tod im Februar 1948 unvollendet. Eisensteins letzte große theoretische Unternehmung lässt sich unter verschiedenen Gesichtspunkten lesen: Als Überblick über die intermedialen Beziehungen des Kinos zu den anderen Künsten; als eine großangelegte Genealogie aller Medien, die man als Vorläufer der Ausdrucksmöglichkeiten des Kinos verstehen kann; als Versuch, eine Anthropologie der Bilder zu entwickeln, die dem Kino seinen Ort in einem breiten Spektrum von Medien zuweist, angefangen bei Totenmasken, Abgüsse von Körperteilen und Mumien; und schließlich als eine Medienarchäologie, die sich darum bemüht, verschiedene Modelle der historischen Entwicklung in Anschlag zu bringen, um den historischen Ort des Filsm als Medium zu verstehen: Seine Vorgschichte, seine Gegenwart (in den Jahren 1946-48), und seine künftigen Entwicklungen, die sich mit der Einführung von 3D-Kino und Fernsehen schon abzeichnen.
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    On data, media, and the deconstruction of the administrative state
    Grieveson, Lee (2019-12-03)
    “On data, media, and the deconstruction of the administrative states” handelt von der jüngste Geschichte der libertären und neofaschistischen Medien- und Datenpraktiken in den USA und Großbritannien, dessen Ziel die Umgestaltung der politischen Wirklichkeit ist. Dieser Vortrag untersucht die historischen Wurzeln dieser Praktiken und skizziert eine Genealogie, die mit der Radikalisierung des Liberalismus in den 1970er Jahren anfängt, die die in den 1990er und 2000er Jahren (von Google, im Jahr 1999 gegründet, bis Facebook, im Jahr 2004 gegründet) beschleunigende digitale Revolution sowie das kommerzielle und staatliche Überwachungssystem, das als entscheidend für die neue digitale Epoche hervorgetreten ist (besonders mit den neuen Techniken des Überwachungskapitalismus nach 9/11), durchquert, und die 2016 mit dem Wahlsieg von Donald Trump und dem Brexit-Referendum endet.
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    Darstellen für und gegen die Kamera: Zu Stephen Winters „Jason and Shirley“, 2015
    Nyong'o, Tavia (2016-06-28)
    Dieser Vortrag behandelt Jason and Shirley von Stephen Winters, eine filmische Fabel über die Dreharbeiten zu Shirley Clarkes Portrait of Jason (1967). Für seine absichtsvoll unzuverlässige Erzählung über historisch verbürgte Ereignisse ist der Film gleichermaßen gelobt und kritisiert worden. Während die historische Rekonstruktion eine zulässige Weise der Wiedergewinnung der Vergangenheit darstellt, wird dieser Vortrag die These vertreten, dass die Fabulation eine ebenso zulässige Variante darstellt, zumal aus der Sicht derer, die dem Machtgefüge der dokumentarischen Aufzeichnung und Wiedergabe ausgesetzt sind. In dem Vortrag gehe ich von den Arbeiten des Filmtheoretikers Marc Siegel und der schwarzen feministischen Theoretikerin Hortense Spillers aus, um die Frage nach der „Normativität“ oder „Gegennormativität“ von Winters historischer Rekonstruktion zu stellen. Queer theory, so wird bisweilen gesagt, ist immer schon anti-normativ eingestellt. Sie glorifiziert rückhaltlos ihre eigene Transgressivität und ihre Regelverletzungen. Vertreter dieser Position sprechen sich mitunter für ein Sowohl-als-auch-Model der Anerkennung von Geltungsansprüchen aus, bei dem normative und anti-normative Haltungen gleichermaßen ernst genommen werden sollen. Mit seiner freihändigen Improvisation über verbürgte historische Tatsachen scheint Jason and Shirley von uns allerdings eine andere Haltung zu verlangen, eine Haltung des Weder/Noch. Dieser Haltung zufolge kann der Ethos der Wiederherstellung und der Rekonstruktion des Vergangenen ebenso wenig einen Geltungsanspruch einfordern wie die Glorifizierung der Transgression um ihrer selbst willen.
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    Von der Widerstandskraft der Textanalyse
    Dyer, Richard (2016-01-26)
    Die Analyse von filmischen Texten, d. h. die vertiefte Auseinandersetzung mit einzelnen Filmen, ist eine der ältesten Methoden der Filmwissenschaft, aber auch eine ihrer umstrittensten. Filmtheoretische Ansätze haben den Wert der Textanalyse ebenso in Zweifel gezogen wie Zugänge, die auf den Kontext, die Produktionsgeschichte und die Rezeption von Filmen fokussieren. Gleichwohl wird Filmanalyse als Textanalyse weiterhin hartnäckig betrieben: Bei der Verwendung einzelner Beispiele in wissenschaftlichen Publikationen, in der Lehre, in der Filmkritik, und natürlich auch im Alltagsgespräch. Welche Argumente tragen die Kritiker der Filmanalyse vor, und wie gut begründet sind ihre Einwände? Warum ist die Filmanalyse nicht klein zu kriegen? Soll sie weiterhin praktiziert werden, und wenn ja, in welcher Form? Solchen Fragen geht dieser Beitrag ausgehend von ausgewählten Filmbeispielen (insbesondere Rocco e i suoi fratelli, 1960, und Trouble Man, 1972). Zugleich aber stellt der Vortrag die Textanalyse von Filmen in einen größeren Zusammenhang und fragt nach der Rolle der Textanalyse in den Geisteswissenschaften und in der Produktion von Wissen überhaupt.
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    Die Masse als Medium – das Medium der Masse
    Koch, Gertrud (2012-05-08)
    Über die Masse wird kaum noch begrifflich gedacht, allenfalls taucht sie noch in kompositen Konstruktionen auf: als Massenmedien, Massen­kommunikation etc. Dagegen versuche ich den Begriff und das ­Phänomen der Masse neu in den Fokus zu nehmen. Dabei geht es um eine mediale Konstellation: Denken die Massenmedien die Masse? Im Rückgriff auf Benjamin, Adorno und Kracauer werden die ambivalenten Resonanzräume der „Masse“ neu kartiert und nicht zuletzt als filmästhetische Referenz bestimmt.
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    Gemeinsam nicht dazu gehören
    Crimp, Douglas (2012-01-31)
    Douglas Crimps Analyse von Andy Warhols berühmtestem Film The Chelsea Girls geht aus von Warhols eigener Anmerkung zu dem Film in dem Buch Popism: „Für manche Außenstehende mag es ausgesehen haben wie eine Horrorshow – ‚Wohnboxen in der Hölle‘ –, aber für uns hatte es etwas Tröstliches.” Was mag wohl für Warhol tröstlich gewesen sein an einem Film, auf den die zeitgenössische Kritik tief verstört reagierte, den sie mit William Burroughs und Hieronymus Bosch verglich und als „Peep-Show-Veranstaltung” und einem „Gebräu von Vulgarität und talentloser Verwirrtheit” brandmarkte? Indem er die Form des Films ebenso aufmerksam und sorgfältig untersucht wie das dargestellte Milieu, entdeckt Crimp einen tieferen Sinn in der Formulierung, die Yvonne Rainer in ihrer Kritik von Warhols Film im Jahr 1966 verwendete: The Chelsea Girls sei „another story”, eine ganz andere Geschichte. Genau darin, so Crimp, könnte in der Tat „etwas Tröstliches” liegen.
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    Stop + Motion: Über Animation, Bewegungslosigkeit und Innervation
    Sobchack, Vivian (2015-05-12)
    In einem von Hast und Eile geprägten Moment der Geschichte, in dem wir individuell und als Gesellschaft darum bemüht sind, mit dem atemlosen, von der Technologie bestimmten Rhythmus des täglichen Lebens Schritt zu halten, stellt dieser Beitrag die Frage nach der phänomenologischen Relevanz und der kulturellen Bedeutung des „stop motion animation“-Verfahrens. Anstelle einer Theorie des „stop motion“-Animation entwirft der Beitrag eine Poetik dieses Verfahrens, das mit diskontinuierlichen Einzelbildern arbeitet, und nimmt dabei die Momente des Innehaltens und der Widerständigkeit, aber auch der Verletzlichkeit des Materials zum Ausgangspunkt, die in einem merklichen Kontrast, ja in einem offenen Gegensatz zum Tempo des Alltagslebens stehen und einem wachsenden Gefühl körper­licher Erschöpfung Ausdruck verleihen. Die „stop motion“-Animation verabschiedet sich damit auch von der „plasmatischen“ Qualität der Computeranimation und enthüllt stattdessen die Spuren einer im Material gegründeten Anstrengung, die sich nicht als das „Andere“ der Bewegung darstellt, sondern als ihre existenzielle Struktur. In den Schweremomenten der „stop motion“-Animation tritt zutage, was wir vorsprachlich und körperlich immer schon wissen, die Imperative unserer Kultur aber bestreiten: Dass nämlich die Animation, die Belebung, im Leben wie im Kino, ein hohes Mass an Arbeit verlangen, und dass es Grenzen der Energie und der Verausgabung gibt.
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    Vom Reflex zur Reflexion: Erfahrung und Erklärung in der Erforschung des Films
    Smith, Murray (2014-11-11)
    Was ist Kino? Eröffnet es uns spezifische künstlerische Möglichkeiten und einen eigenständigen Typus der Erfahrung? Und wenn ja, welche Methoden eignen sich am besten für die Erforschung des Films? Diese Fragen wurden im Zuge der Geschichte des Films und der Filmtheorie immer wieder aufgeworfen. Dieser Vortrag soll einen Überblick über die verschiedenen Dimensionen unserer Erfahrung des Films geben und zugleich die Position einer naturalisierten Ästhetik des Films vertreten. Mehr als alle anderen Kunstformen spricht der Film uns auf einer Vielzahl von Ebenen an, von den spontanen Reflexen über die verschiedenen Ebenen der Alltagswahrnehmung, des Problemlösens, des Gedächtnisses und der Gefühle bis hin zu den abstraktesten Ebenen der Metakognition, insbesondere auch derjenigen, der wir den Namen „philosophische Reflexion“ gegeben haben. Diese unterschiedlichen Ebenen des Erkennens und der Erfahrung, so die These des Vortrags, lassen sich am besten im Horizont eines naturalistischen Zugangs verstehen, der unser Verständnis des menschlichen Verhaltens im Allgemeinen – und von künstlerischen Phänomenen im Besonderen – mit unserem Wissen über die Welt verknüpft, wie wir es aus den Natur- und Gesellschaftswissenschaften gewinnen können.
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    Das Kino im 21. Jahrhundert – Kunstform oder Lebensform?
    Elsaesser, Thomas (2012-11-06)
    Gegenstand dieses Vortrags ist die Frage – die sich im Ansatz auf so unterschiedliche Autoren wie André Bazin, Stanley Cavell und Gilles Deleuze zurückführen lässt – inwiefern es sich aufdrängt, das Kino an der Schwelle zum 21. Jahrhundert unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten als im ersten Jahrhundert seiner Geschichte. Ist das Kino eine Kunstform oder eine Sprache, gewährt es uns einen unmittelbaren Zugang zur Wirklichkeit oder täuscht es uns nur mit einer irreführenden Simulation von Realität? Eine Herausforderung, der sich dieser Vortrag stellt, besteht darin zu fragen, inwiefern Siegfried Kracauer uns auch heute noch helfen kann, eine Antwort auf diese Fragen zu geben.
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    To Govern and Distract: A Reading of Siegfried Kracauer's 'The Cult of Distraction' (1926)
    Zabunyan, Dork (2019-06-25)
    Im März 1926 hat Siegfried Kracauer einen in der Frankfurter Zeitung veröffentlichten Artikel under dem Titel “Kult der Zerstreuung: Über die Berliner Lichtspielhäuser”. Dieser Text ist keine Verteidigung der derzeitigen Unterhaltungsindustrie, sondern ein Versuch, den Begriff der Zerstreuung von seinem üblichen pejorativen Sinne zu retten, um zu verstehen, wie die Massen ihre Emanzipation durch den Film erleben können. Wir werden untersuchen, wie diese kritische Stellungnahme auch eine Antwort auf die Steigerung der Propaganda in Europa durch die Staatsapparate ist, die im Gegensatz zu Kracauers Zerstreuung die Massen unausweichlich entfremden. Wir werden deshalb auch diesen Artikel von 1926 mit dem 1942 von Kracauer geschriebenen Text über die Nazipropaganda (“Propaganda und der nazistische Kriegsfilm”) verknüpfen. Letztendlich möchten wir zeigen, wie der “Kult der Zerstreuung” ein politisches Werkzeug für unsere Zeiten ist, in denen Politiker wie etwa Donald Trump oft durch Zerstreuung regieren, in dem sie die Massen von ihren wirklichen Alltagsproblemen entfernen.
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    Historisch werden: Zuschauerschaft, Technologie und feministische Filmtheorie
    Mulvey, Laura (2014-05-06)
    Als ich Mitte der 1970 Visual Pleasure and Narrative Cinema Jahre schrieb, hatte sich die Art und Weise, wie wie uns Filme anschauten (projiziert auf eine Leinwand, in einem dunklen Raum, mit rund 24 Bildern pro Sekunde) seit der Geburt des Kinos kaum verändert. Innerhalb von zwei Jahrzenten verschafften zunächst elektronische und dann digitale Technologien der Zuschauerin eine neue Freiheit in den Fluss des Films einzugreifen. Diese neue Freiheit hat Konsequenzen für Theorien der geschlechterspezifischen Zuschauerschaft und der filmischen Zeit. In den letzten Jahren hat der Vertrieb von Filmen über das Internet die Modalitäten des Filmsehens noch einmal grundlegend verändert. Was können wir unter diesen radikal veränderten Bedingungen gewinnen, wenn wir zu der feministischen Polemik von “Visual Pleasure and Narrative Cinema” zurückkehren und uns fragen, welche Gültigkeit heute noch das möglicherweise archaisch gewordene Konzept des “männlichen Blicks” haben kann?
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    Vom Versprechen und den Gefahren der Reproduzierbarkeit
    Balsom, Erika (2016-05-03)
    Die Ausbreitung digitaler Reproduktionsverfahren hat die Debatte um den ambivalenten Status der Kopie neu entfacht, die bis auf die Erfindung der Photographie im 19. Jahrhundert zurück geht. Das reproduzierbare Bild verspricht eine größere Verbreitung und leichteren Zugang, droht aber auch die Einzigartigkeit des Bildes sowie Eigentumsansprüche seiner Rechteinhaber zu unterminieren. Dieser Vortrag untersucht den mehrdeutigen Charakter der Reproduzierbarkeit an der Schnittstelle zwischen der Geschichte des Experimentalfilms und künstlerischen Verwendungen des Bewegtbildes. Den Ausgangspunkt bildet dabei eine wenig bekannte Episode der Mediengeschichte, der Versuch, in den 1960er Jahren 8 mm-Reduktions­kopien von Avant-Garde-Filmen an private Sammler zu verkaufen. Der Vortrag zeigt auf, wie die Bestrebungen und Wertvorstellungen, die zu solchen Versuchen gehören, ein bestimmtes Distributionsnetzwerk aufzubauen, sich im Zeichen der Digitalisierung wandeln und neu artikuliert werden. Insbesondere wird es darum gehen, dass Vertriebswege nicht einfach neutrale Kanäle sind, sondern Netzwerke, die ganz wesentlich bestimmen, wie wir Filme sehen, begreifen und wie wir ihre Geschichte schreiben.
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    Gedächtnis und Projektion
    Blümlinger, Christa (2012-12-04)
    Das Wahrnehmen filmischer Bilder ist genuin an Gedächtnisprozesse gebunden, die sowohl kulturellen wie auch individuellen Ursprungs sind. Vor diesem Hintergrund soll im Vortrag das Phänomen der Reprise in Zusammenhang mit dem Dispositiv der Projektion betrachtet werden, das sich genau dadurch auszeichnet, dass es Bilder zur Erscheinung bringt, indem es andere, zuvor gesehene, verschwinden lässt. Der Vortrag geht u.a. von einigen Filmen aus dem Werk des amerikanischen Künstlers Bruce Conner aus.
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    Rau und weich: Die Rhetorik animierter Bilder in Wissenschaftsfilmen und Schulungsfilmen
    Curtis, Scott (2013-05-07)
    Dieser Vortrag vertritt die These, dass der Geltungsanspruch, die Klarheit der Ansprache und die rhetorische Kraft vieler Wissenschafts- und Schulungsfilme aus dem dynamischen Zusammenspiel von photographischen Aufnahmen und animierten Bildern resultieren. Die Qualitäten, die üblicherweise mit dem photographischen Bild verbunden werden – wie Authentizität, Evidenz, Genauigkeit, Detailliertheit, aber auch Kontingenz –, verbinden sich mit den rhetorischen Merkmalen des animierten Bildes – wie Abstraktion, Universalität, Präferenz des Konzeptuellen gegenüber dem Gegenständlichen – zu einer wirkungsvollen Argumentationsform. Die „Rauheit“ des photographischen Bildes und die „Weichheit“ des animierten Bildes treten in eine dialektische Beziehung, und es entwickelt sich ein Wechselspiel zwischen photographischer Evidenz und Erläuterung auf einer begrifflichen Ebene. Mit Beispielen aus dem Bereich der Nanotechnologie und der medizinischen Ausbildung will dieser Vortrag aufzeigen, wie animierte Bilder rhetorisch eingesetzt werden, um Konzepte zu veranschaulichen, Fantasien einer vollständigen Sichtbarkeit zu stiften und andere bisweilen utopisch scheinende Perspektiven des Wissens zu evozieren.
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    Von den Rändern ins Zentrum: Ethnizität und das Starsystem des französischen Kinos
    Vincendeau, Ginette (2013-11-05)
    Bis vor kurzem widerspiegelte das Starphänomen in Frankreich wenig von der multi-ethnischen Zusammensetzung der post-kolonialen Bevölkerung des Landes. Die großen Stars waren alle weißer Hautfarbe, und diejenigen, die nicht-weißer Herkunft waren, wurden einfach unter eine farbenblinde nationale Identität subsumiert. Schauspieler von erkennbar nicht-weißer Herkunft wiederum wurden auf stereotype Nebenrollen festgelegt, etwa die des Drogenhändlers in Kriminalfilmen. In den letzten zehn Jahren allerdings hat sich dieses System auf erstaunliche Weise gewandelt. Mehr und mehr Schauspieler mit Migrationshintergrund spielen Hauptrollen, und einige davon sind mit massiven Hits sogar an die Spitze des Starsystems vorgestossen: So etwa Sami Naceri, der Star von Luc Bessons Taxi-Serie, Jamel Debbouze (Astérix et Obélix: Mission Cléopâtre), Gad Elmaleh (Chouchou), Dany Boon und Kad Merad (Bienvenue chez les Ch’tis) und Omar Sy (Intouchables), um nur die sechs Erfolgreichsten zu nennen. Dieser Vortrag geht der Frage nach, was den massierten Erfolg dieser Schauspieler ermöglicht hat. Behandelt werden die Rollen, die sie spielen, und die beruflichen und ideologischen Implikationen ihres Wechsel von den Rändern ins Zentrum des Starsystems und der Prominenten-Kultur in Frankreich.
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    ReViewing 1920s Cinematic Impressionism: Germaine Dulac’s Adaptation of Ibsen’s THE MASTER BUILDER or the “False Ideal“ of a Cinema without Theater
    Williams, Tami (2018-12-18)
    Belle Époque Paris was the epicenter of a diverse reevaluation and reconfiguration of suggestive forms that galvanized the art world, bringing innovative musical compositions, exhilarating dance forms, new pictorial models and widespread theatrical renovation. Germaine Dulac, an early theater critic, feminist filmmaker, and pioneer of an aesthetics of suggestion and sensation, made over 30 fiction films, many marking new cinematic tendencies, from impressionist to abstract. A look at the mid-1920s genesis and context of her unrealized film adaptation of Ibsen’s iconic theater play, The Master Builder-1892, renews our perspective of French cinematic impressionism. Dulac’s Solness le Constructeur/The Master Builder was written in mid-1920s Paris, at the height of avant-garde calls for “cinematic specificity,” and “pure cinema,” a conversation during which notions of “aesthetic idealism” were playing out against “modernist skepticism,” as they had for Ibsen prior. Yet, historical accounts of the 1920s French avant-garde around issues of medium specificity, or the “false ideal” of a cinema without theater, tend to erase a crucial distinction between the traditional and the modern, boulevard theater and symbolist theater, and obscure cinema’s assimilation of modern theater forms, exemplified by Dulac’s Ibsenian adaptation. Symbolist theater’s minimalist acting, its disjunction of word and image via off-scene narration, and its emphasis on abstraction, suggestion, and sensation, are just a few of the critical influences on the suggestive stylistic practices of a socially progressive 1920s French art cinema. Taking inspiration from her unrealized project, The Master Builder, and the Ibsenian notion of a “false ideal,”—for Dulac, that of a cinema without theater, this essay attempts to redress this historiographic disjuncture and to reestablish the influence of Symbolist theatrical scenography and performance on 1920s French Impressionist cinema.
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    Was meinen wir, wenn wir „Kino“ sagen?
    Casetti, Francesco (2012-05-29)
    Kino findet seinen Ort mehr und außerhalb seines traditionellen institutionellen Rahmens, des Filmtheaters, nicht zuletzt dank der Verbreitung neuer Träger- und Verbreitungmedien wie DVD-Spieler und Smartphones. Stellt diese neue Bedingung einen Bruch in der Geschichte des Kinos dar? Markiert sie den Verlust einer spezifischen Tradition? Um diese Frage zu beantworten, wird dieser Beitrag der Idee der „Spezifik“ des Kinos in frühen Theorien des Films nachgehen und aufzeigen, dass „Kino“ in diesen Theorien zugleich als technische Vorrichtung oder Apparat und als Form der Erfahrung bestimmt wurde. Was heute überlebt, ist diese Form der Erfahrung, auch in der Abwesenheit des Apparats. Dieses Überleben der Erfahrung hat allerdings ihren Preis: Damit eine Kontinuität erkennbar wird, müssen wir die Geschichte des Kino als ein Feld von Erfahrungen betrachten, die erst in der Zukunft wirksam werden: Wir müssen eine „preposterous history“ entwerfen, eine Geschichte des Kinos im futurum exactum.