2011/1 ‒ Offene Objekte

Recent Submissions

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    Actio, Narratio und das Gesicht der Dinge
    Steiner, Uwe C. (2011)
    Am Beispiel des Krugs und anderen, wandernden und tückischen Objekten der Literaturgeschichte soll die wechselseitige Voraussetzung von Offen- und Geschlossenheit in eine Konfiguration von Handlungstheorie, Figurationstheorie und Narratologie übersetzt werden. Die dabei verfolgte Frage lautet: Wie literarisch handeln offene Objekte? Nach Luhmann und Latour lässt sich das Handeln an Konzepte der Beschreibung koppeln: Sei es, dass sich Kommunikation zur Handlung simplifiziert und erst so einem Akteur zugerechnet werden kann, oder sei es, dass zeichenhafte Referenz, Zuschreibung und Protokollierung maßgebliche Stränge in dem Aktionszusammenhang menschlicher und nichtmenschlicher Wesen ausmachen. Solche übersetzungen zwischen Erzählungen und Handlungen verfolgt dieser Beitrag anhand ausgewählter Beispiele aus der Literaturgeschichte.
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    Der Guattari-Deleuze-Effekt
    Alliez, Eric (2011)
    Statt von einem Guattari-Effekt auf Deleuze muss man von einem Guattari-Deleuze-Effekt sprechen, um ein wechselseitiges Einwirken in einem gemeinsamen Projekt zu beschreiben, das mit dem Herausgehen aus der klassischen Psychoanalyse beginnt und in den Umbau der Philosophie in der Öffnung auf ihr Außen mündet. Dieser Umbau lässt das Paradigma der Interpretation ebenso hinter sich wie jenes der Struktur. In der Kritik an Lacan vollziehen Deleuze und Guattari die Abkehr vom Postulat des Primats der Sprache als Struktur und eines durch sie immer schon konstituierten und vom Realen ebenso wie von kollektiven Individuationsprozessen abgeschnittenen Subjekts. Die heterogenen Ausdrucksmaterien Hjelmslevs, die das Aufbrechen der Opposition von Sprachzeichen und Materie ermöglichen sowie die Konzepte der Wunschmaschine und mehr noch des Gefüges eröffnen den Weg hin zu einem Politisch-Werden der Philosophie als Wiederaneignung der Produktionsmittel kollektiver Subjektivität.
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    Doublings and Couplings. The Feeling Thing in Valéry and Kleist
    Pahl, Katrin (2011)
    Das Studium von Valérys Metalepsis und Kleists hybrider Ästhetik führt den Beitrag zu einer Untersuchung von Gefühlen als »offene Objekte«. Anhand von Dopplungen und Paarungen präsentiert Kleists Theater Emotionalität als »Dinggefühl« im Doppelsinn von »das fühlende Ding« (z. B. ein menschlicher Körper) und »das Gefühl als Ding« (z. B. ein Dolch): als ein offenes, komplexes und dynamisches Gefüge von menschlichen und paramenschlichen Aktanten, die auf ihre Unstimmigkeit mit sich selbst reagieren.
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    Editorial
    Engell, Lorenz; Siegert, Bernhard (2011)
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    Klang-Objekte zwischen Ding und Kreatur. Noten zum Eselsschrei in Robert Bressons AU HASARD BALTHAZAR
    Holl, Ute (2011)
    Der Ruf des Esels als offenes Klangobjekt in Robert Bressons Film Au hazard Balthazar (F 1966), der die Bild-Montage insistierend stört, wird in diesem Beitrag in den Kontext der Bioakustik gestellt. Am JA des Esels differenzieren sich Geräusche medial so aus, dass die Grenze zwischen Ding und Kreatur durchlässig wird. Bressons Passion erweist sich damit als Experiment, die akustischen Kanäle der Kommunikation als Transformatoren von Lebewesen, Räumen und jener Übertragung wahrzunehmen, die kybernetisch informierten Tierforschern Sprache heißt.
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    Objet sentimental
    te Heesen, Anke (2011)
    Mit Carlo Ginzburgs Einführung des Begriffs Spurensicherung für das Arbeiten des Historikers im Jahr 1979 bildet sich eine neue kulturwissenschaftliche Perspektive. Daniel Spoerri und Marie Louise von Plessen initiieren in Köln das zweite Musée Sentimental, eine Ausstellung, die sich auf die Rekonstruktion vergangener Geschichten anhand von angeordneten Objekten stützt. Der Artikel richtet sein Augenmerk auf eine Ausstellungspraxis, die sich der Kulturtechnik des Spurenlesens verschreibt und aus der Hervorhebung des Alltäglichen erzeugt wird.
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    Offene Objekte, Offene Subjekte? Körper und Dinge im Geflecht von Anhänglichkeit, Zuneigung und Verbundenheit
    Hennion, Antoine (2011)
    »Anhänglichkeiten« gehören nicht zum Vokabular der Handlungstheorie. Sie sind zugleich unbestimmte und fesselnde Fäden in Bünden, die alle irgendetwas bewirken, aber als einzelne nicht selbstgenügsam, nicht unabhängig sind. Anstatt eindeutig zwischen bestimmenden und abhängigen Dingen zu unterscheiden, geht der Beitrag zu einer weniger scharfen, aber unendlich produktiveren Ansatz über, der bestimmende Handlungen als ein in Netzwerken disseminiertes faire faire ([jemanden etwas] tun machen) auffasst. Wesentlich wäre dann nicht, sich von »Anhänglichkeiten« zu befreien, sondern die guten von den schlechten zu trennen, nicht indem man auf großartige Prinzipien zurückgreift, sondern indem man sich der immanenten Gerechtigkeit der Dinge überlässt. Aber wie wäre die Qualität einer »Anhänglichkeit« zu beurteilen? Der Beitrag sucht anhand von Beispiel-fällen von Sportlern, Drogensüchtigen und Musikliebhabern eine Art »anhänglicher« Moral zu entwickeln, die aus dem Gewebe unhintergehbarer Bindungen gemacht wäre.
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    On the Epistemology of Computer Simulation
    Pias, Claus (2011)
    Der Aufsatz plädiert dafür, die Geschichte der wissenschaftlichen Computersimulation auf eine spezifisch medienhistorische Weise zu untersuchen. Nach einigen Vorschlägen zur Charakterisierung der Besonderheiten von Computersimulationen werden zwei Beispiele interpretiert (Management-Simulationen der 1960er und verkehrstechnische bzw. epidemiologische Simulationen der 1990er). Daraus leiten sich Fragen nach dem veränderten Status wissenschaftlichen Wissens, nach der Genese wissenschaftstheoretischer Konzepte und nach wissenschaftskritischen Optionen ab.
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    Schriftkörper und Leseübung: Nietzsche als Stichwortgeber der Medien- und Kulturwissenschaft
    Balke, Friedrich (2011)
    Als Philologe und Philosoph ebnet Nietzsche einer Konzeption der Ein-Schreibungen und ihrer Oberflächen, der Zeichenketten und ihrer Manipulationen den Weg, ohne die die gegenwärtigen Forschungen zu den medialen Gesten, Techniken und Dispositiven des Schreibens und Lesens nicht vorstellbar wären. Der Beitrag zeigt, dass und warum Nietzsches eigene Lese- und Schreibpraxis die Notationspraxis antiker hypomnemata erneuert: Aphorismen und Fragmente sammeln und ordnen das andernorts Gelesene und Gedachte, nicht um es kulturgeschichtlich in den Zeitraum seiner Entstehung einzuschließen oder es zum Gegenstand der Exegese zu machen, sondern um seine Reaktivierbarkeit in diskursiven Praktiken zu erproben, die das Subjekt an eine bestimmte Wahrheit binden.
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    Tokens, Suckers und der Great New York Token War
    Höhne, Stefan (2011)
    Sowohl in den antiken Mythen des Übergangs der Toten in den Hades wie auch in der New Yorker Subway sind es kleine münzartige Artefakte, welche transitorische Praktiken und Subjekte entscheidend formen. Die zahlreichen Konflikte und Subversionen um diese Objekte offenbaren ihre Offenheit als konfiguriert durch die Gefüge, in denen sie sich bewegen. Versteht man also, was Gefüge sind und welche Wirkungen sie entfalten, erlaubt dies, die soziale Wirkmächtigkeit von Artefakten besser zu verstehen.
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    Vorhang, Lampe, Sessel, Uhr. Auf der Suche nach den Dingen der Recherche
    Geimer, Peter (2011)
    Das 1999 veröffentlichte Proust-Lexikon von Philippe Michel-Thiriet umfasst neben zahlreichen biographischen Daten ein »Lexikon der Personen in der Recherche« sowie ein »Lexikon der Orte der Recherche«. Es gibt jedoch kein Lexikon der Dinge der Recherche: kein Verzeichnis der Möbel im Salon von Madame Verdurin, keine Notiz zur »Feindseligkeit der violetten Vorhänge« im Hotel in Balbec, zum vergessenen Fächer der Königin von Neapel oder der Hängelampe im Esszimmer von Combray. Gehören diese Dinge demnach nicht dazu? Handelt es sich um Uneigentliches, um Beiwerk oder Requisiten? Oder sind diese Objekte im Ordnungssystem eines Lexikons einfach nicht adressierbar? Aber warum? Der Beitrag geht diesen Fragen nach und versucht, den Gegenständen in À la recherche du temps perdu die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, die in der Regel nur den handelnden Charakteren des Romans gewidmet wird. Zugleich geht es um die Hinterlassenschaften von Prousts Existenz, die gelegentlich mit Dingen im Roman identifiziert wurden. Aber wie kann ein reales Ding in einen Roman eingehen? Und findet es jemals wieder heraus?