22/1 - Navigieren
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- ArticleRaumlose Räume und ortlose Objekte. Akustische Transfers zwischen Land und MeerSchwesinger, Sebastian (2022) , S. 179-196Am Beispiel eines akustischen Tarnkappen-U-Boots des Zweiten Weltkriegs thematisiert der Beitrag das Zusammenspiel von Absorption und Reflexion als konstitutive Pole der akustisch basierten nautischen Navigation. Mithilfe akustischer Signale wurden und werden subaquatische Umgebungen erschlossen und deren Begrenzungen und Objekte sichtbar gemacht und kartiert. Im Gegensatz zur medienwissenschaftlich prominent beschriebenen Funktion der Raumüberwindung durch akustische Medien wie bspw. durch das Radio legt der Artikel den Fokus auf die raumerzeugende Funktion nautischer akustischer Medien und untersucht die dafür notwendige diagrammatische Konzeption des Akustischen in Transduktionsketten. Diese bilden die materielle und epistemische Grundlage nicht nur für die friedliche akustisch-mediale Konstruktion des Meeres als Transitraum, sondern auch für das militärische hide & seek der atlantischen Kriegführung. Das Denken in und die Arbeit an Transduktionsketten ermöglichte die Engführung von raumakustischer Forschung und Wasserschallforschung im Zweiten Weltkrieg, weshalb der Artikel sich auch als Beitrag zu einer Verflechtungsgeschichte terrestrischer und maritimer Raumvorstellungen wie Wissensformen versteht.
- ArticleDie Datalität von Situationen. Zur Aktualität von Torsten HägerstrandThielmann, Tristan (2022) , S. 239-242
- ArticleAnalog/digital. Eine DiskussionSievert, Johannes; Schüttpelz, Erhard; Loffeld, Otmar; Schröter, Jens (2022) , S. 257-268
- ArticleVom Navigator zum Navigierten. Zur Delegation navigatorischer Arbeit an technische ObjektAdscheid, Daniela (2022) , S. 163-178Der Artikel wirft zu Beginn die Frage nach einer ›Navigations-Vergessenheit‹, durch die zunehmende Delegation körperlicher und kognitiver Navigations-Arbeit an Medientechniken, auf, die im Folgenden anhand eines Ausschnittes der Geschichte akustischer Tiefenmessung nachgezeichnet wird. Fokussiert werden dabei zwei bedeutende Entwicklungsschritte des Behm’schen Echolots, die Schallstärkenmessung und die Laufzeitmessung von Schallwellen, die im Kontext technischer und ökologischer Aspekte deskribiert werden.
- Journal IssueNavigieren. Zugänge zu Medien und Praktiken der Raumdurchquerung(2022)Navigieren ist längst kein Unikum professionalisierter Seefahrer:innen mehr, sondern als Smartphone- und Browser-Praktik fester Bestandteil des vernetzten digitalen Alltags. Da Wegfindungen durch On- und Offline-Räume navigationsspezifische Formen von Medienkompetenz voraussetzen und hervorbringen, fordern sie die Intensivierung der medienkulturwissenschaftlichen Beschäftigung mit den situierten und technisierten Medienpraktiken der Navigation geradezu heraus. Die Ausgabe nimmt diesen Befund zum Anlass, polyperspektivische Zugänge zum »Navigieren« vorzustellen. Die körper-, kultur- und medientechnischen Facetten des Navigierens stehen dabei ebenso im Fokus wie ihre historischen Ausgestaltungen, die Arbeit am und im Datenmaterial von Navigationsmedien und die Theoretisierung postdigitaler Sensor-Medien-Kulturen, die dem Umstand Rechnung trägt, dass es nicht allein Daten, Dinge und Körper sind, die es zu navigieren gilt, sondern zunehmend nicht-menschliche Akteure selbst zielgerichtete Raumdurchquerungen praktizieren. Fehlte es in der (deutschsprachigen) Medienkulturwissenschaft bislang an einer Bündelung heterogener navigationsspezifischer Forschungsarbeiten, gibt diese Ausgabe einen Überblick über das Feld, seine Forscher:innen und Fragestellungen. Denn trotz des Spatial Turns in den Humanities und der gegenwärtigen Konjunktur geomedialer Arbeiten, scheint die synthetisierende Fokussierung auf Medien und Praktiken des Navigierens in historischer, ethnografischer, technischer und theoretischer Perspektive bislang ein Desiderat darzustellen.
- ArticleItineraries, Guidebooks, Maps. Guiding Travelers in the Early United States, 1783-1845Akerman, James R. (2022) , S. 51-76In the early decades of travel in the United States, the publication of maps, separately or within guidebooks responded slowly and selectively at first to the navigational (or wayfinding) needs of travelers. Travel publications not only facilitated travel but also promoted it. Whether serving migrants or tourists, travelers’ maps of course supported geographical comprehension of a territory unfamiliar to a reader, but, like the texts they often accompanied they also promoted an image of the place described, its vastness, its wealth, and its potential for »civilization.” The emergence of a viable American map trade responded especially to the growing market for information about the country west of the Appalachian Mountains and efforts to incorporate western territories into the national geographical identity. Examining in turn early river guidebooks, maps for migrants, and maps for tourists, this chapter argues that the complex motivations for travel in the early United States and the size, complexity, and rapid evolution of the transportation system posed navigational challenges that promoted innovations in map and guidebook design and format.
- ArticleNavigieren durch heterogene Räume. Wegfindungen jenseits des NautischenBorbach, Christoph; Kanderske, Max (2022) , S. 5-31Der Beitrag spannt ein Koordinatensystem auf, in welchem die Bedeutung der Navigation für unsere aktuelle Medienkultur als Topos, Technik, Forschungsfeld und Praktik kartiert wird. Dreh- und Angelpunkt ist die Produktivität des Navigationsbegriffs selbst, die dem Beitrag strukturell wiederholt zugrunde gelegt wird, um durch unterschiedliche Räume zu navigieren: Durch die (historische) Signifikanz von Techniken und Praktiken der Navigation für gegenwärtige Medienkulturen und ubiquitäre Standards; durch die medienkulturwissenschaftliche Forschung zum Themenfeld; und durch den Textraum dieser Zeitschriftenausgabe. Zentralen Stellenwert nimmt hierbei unsere Auflistung ein, was das Navigieren auf basaler Ebene charakterisiert. Unsere grundlegenden Prämissen lauten, 1.) dass einstige analoge Kulturtechniken des Navigierens nunmehr nach digitaler Medienkompetenz verlangen, 2.) dass sich das Navigieren begrifflich, praktisch und technologisch irreduzibel – aber meist verborgen oder implizit – in unsere aktuelle Medienkultur eingeschrieben hat und 3.) dass der Anwendung des Navigationsbegriffs für eine Multiplizität von Umwelten keine Metaphorik innewohnt, da sich ihre epistemischen Prinzipien in heterogenen Räumen als funktional erweisen.
- ArticleRelationale Örtlichkeit und relationale Zeitlichkeit. Zum Problem der Evidenthaltung von KartenPfaffenthaler, Manfred (2022) , S. 78-92Zur Navigation mittels Karten bedarf es möglichst akkurater und aktueller Versionen des benötigten Kartenmaterials. Die Frage nach entsprechenden Karten-Updates ist dabei aber keine, die nur moderne Navigationssysteme betrifft, sondern vielmehr eine, die der Kartennutzung generell eigen ist. Im vorliegenden Beitrag wird deshalb der Praxis der Evidenthaltung am Beispiel des k. u. k. militär-geographischen Institutes nachgegangen, die sich in historischer Perspektive als sehr aufwendig darstellt. Dabei wird auch darauf eingegangen, dass der Kartengebrauch räumliche Verhältnismäßigkeit (Maßstab) ebenso voraussetzt wie zeitliche, d.h. dass das Wiederfinden in der Karte ihre Aktualität zur Bedingung hat.
- ArticleNavigationen und Relationen. Eine medientheoretische Skizze und ein interplanetarisches BeispielSprenger, Florian (2022) , S. 243-254Der Beitrag stellt im ersten Teil drei Vorschläge vor, mit denen Navigation medientheoretisch gefasst werden kann: Als eine Praxis des Umgangs mit Relationen; als eine Praxis des Umgangs mit Nicht-Wissen; und als eine Skalierungspraxis. Dieses relationale Verständnis von Navigation dient im zweiten Teil als Ausgangspunkt für eine Beschäftigung mit der Navigation autonomer Maschinen, die in der Lage sind, sich an ihre Umgebung zu adaptieren. Im dritten Teil wird dies auf das Beispiel des Marsrovers Perseverance angewendet. Navigation wird so als Modus des AlsOb innerhalb einer Virtualität möglicher Relationen zur Umgebung verständlich. Navigation wird so medienkulturwissenschaftlich verortet und als skalierbare und relationale Praxis analysierbar.
- ArticleWas ist mit den Menschen in der Regionalwissenschaft? Übersetzung des Vortrags »What about People in Regional Science?« von 1969Hägerstrand, Torsten (2022) , S. 219-238
- ArticleHardwhere – Softwhere. Eine Archäologie der/als Navigation durch StrukturspeicherHöltgen, Stefan (2022) , S. 139-161Speichertechnologien, die Informationen über Zeiträume sichern, stellen nur eine Form der Speicherung in Medien dar. Die Architektur und Struktur von Medientechnologien selbst kann als Strukturspeicher betrachtet werden; sie besitzt eigene Möglichkeiten der Sicherung und benötigt spezifische Techniken der Bewahrung. Der Beitrag versucht solche Strukturspeicher zu definieren, indem der Begriff historisch, technologisch und linguistisch hergeleitet wird. Im zweiten Teil werden verschiedene Strukturspeicher diskutiert und Formen ihrer operativen Preservation vorgestellt. Insgesamt werden dabei Fragen verhandelt, wie sie auch für das Navigieren essenziell sind, insofern auf Wege, Orte, Adressen usw. fokussiert wird – allerdings nicht im geographischen Makro-, sondern technologischen Mikroraum.
- ArticleSensormedien-Milieus und Technikökologien der Wahrnehmung. Navigieren in/mit ›more-than-human‹ InfrastrukturenScholz, Sebastian (2022) , S. 199-218Sensoren bestimmen zunehmend und buchstäblich ›unsere Lage‹. Wo navigiert wird, geschieht dies zumeist mittels Sensoroperationen. Die Implementierung von Sensoren in nahezu allen Lebensbereichen ist beteiligt an der Errichtung ›unwahrnehmbarer‹ und zugleich permanent prozessierender Infrastrukturen der Ver/Ortung und Bewegung – mithin von Navigation. Sensoren erzeugen Relationen und (re)konfigurieren Zeit- und Raumverhältnisse ebenso wie Selbst- und Umweltverhältnisse. Sie sind daran beteiligt, ›more-than-human‹ Infrastrukturen entstehen zu lassen, deren onto-epistemologische Relevanz kaum zu überschätzen ist. Der Beitrag stellt (vorläufige) Überlegungen zu einer ›medialen Onto-Epistemologie des Sensors‹ zur Diskussion und situiert Sensor-Medien-Milieus als Teil eines umfassenden Übergangs: als sukzessives ›Medien-Werden‹ von Umwelten bei gleichzeitigem ›Umweltlich-Werden‹ von Medien. Zum Verständnis von technoökologischen Sensormedien-Milieus bedarf es – so die These – zunächst einer Beschreibung als Medien, um in der Folge deren konstitutive Funktion für die Entstehung und Ausbreitung gegenwärtiger ›more-than-human‹ Infrastrukturen zu begreifen. Die medientheoretische und technoökologische Konzeptionalisierung von SensingOperationen erlaubt es, mit und in derartigen ›medianaturecultural‹ Mileus zu navigieren.
- ArticleMediatisierte Wahrnehmung, Infrastrukturiertes Wasser, strukturiertes Wissen. Entwurf einer Praxistheorie der nautischen NavigationBoersma, Asher (2022) , S. 95-117Ausgangspunkt dieses Artikels sind zwei Ethnographien über maritime Navigation – eine von Laura Bear und die andere von Penny McCall Howard –, die beide von Edwin Hutchins’ Cognition in the Wild (1995) ausgehen, aber gegenseitig nicht aufeinander Bezug nehmen. Ziel des Beitrags ist es, diese beiden Perspektiven mit meinen eigenen Feldforschungserfahrungen zur Binnenschifffahrt zusammenzubringen und auf diese Weise die Konturen einer Praxistheorie der Navigation sichtbar zu machen, die Hutchins zentrale Frage – »Wo bin ich?« – hinter sich lassen kann. Denn die komplexe Aufgabe lautet nicht, sich selbst, sondern irgendetwas anderes in Relation zur eigenen Position immer wieder neu zu lokalisieren. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Medien, durch die Akteur:innen auf Distanz halten, was sonst zusammenstoßen würde und verbinden, was voneinander entfernt ist, auch weil Medien ermöglichen, zwischen wechselnden Maßstäben und in unterschiedlichen Temporalitäten zu operieren. Somit wird deutlich, wie sich Infrastruktur und Navigation in einer Welt, in der sich alles bewegt und neu arrangiert, immer wieder wechselseitig bedingen.
- ArticleNavigating Hike & Fly. Soziotechnonatürliche Praktiken und Netzwerke alpinen Navigierens zu Fuß und in der LuftKirsten, Karina (2022) , S. 119-136Hinter dem Anglizismus ›Hike&Fly‹ verbirgt sich eine Form des Paraglidings, das Gleitschirmfliegen mit Bergsteigen verbindet. Hike&Fly-Sportler:innen nehmen mehrere Stunden Aufstieg zu Fuß in Kauf, um abgelegene Plätze an Berggipfeln zu erreichen und zu mehrstündigen Flügen aufzubrechen. Aus navigatorischer Perspektive bildet diese noch junge alpine Sportart insbesondere in ihrer kompetitiven Wettbewerbsform ein äußerst erkenntnisreiches Untersuchungsfeld, um den soziotechnischen Bedingungen von Navigation im alpinen Raum nachzugehen. Athlet:innen müssen nicht nur eine Strecke entlang vorgegebener Ortspunkte bewältigen, sondern zugleich durch anspruchsvolles alpines Gelände navigieren. Die Wahl der richtigen Weg- und Flugstrecke generiert sich hierbei aus einem vielschichtigem Handlungskomplex, indem strategische Vorausplanungen und situatives Reaktionsvermögen mit Geo- und Outdoor-Technologien innerhalb eines logistischen Versorgungsnetzwerks ineinandergreifen. Vor diesem Hintergrund fragt der Beitrag nach der navigatorischen Spezifik von Hike&Fly-Wettrennen und den Praktiken und Netzwerken, die das Navigieren in alpinem Gelände zu Fuß und in der Luft ermöglichen. Alpines Navigieren – so die zentrale Erkenntnis des Beitrags – bedingt im Bereich von Hike&Fly eine Assemblage aus Körper, Technologie und Umwelt
- ArticleVom Zurechtfinden im Raum. Eine kurze Mediengeschichte des NavigierensMüller, Susanne (2022) , S. 35-49Das Navigieren als die Fähigkeit, sich in unbekannten Räumen zurechtzufinden, unterlag schon immer und insbesondere in jüngster Zeit einer umfassenden Bedeutungserweiterung. Während es sich ursprünglich um eine nautische Spezialfähigkeit gehandelt hat, kann inzwischen von einer allgemeinen Form des Mediengebrauchs gesprochen werden. Die Beispiele im Text zeigen, auf welche Weise dieser Wandel stattgefunden hat und wie eine Annäherung an das Navigieren aus medienwissenschaftlicher Perspektive möglich ist, ohne den Aspekt der Metaphorisierung zu sehr in den Vordergrund zu stellen.