2015/1 ‒ Medien / Architekturen
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- ArticleAnnotieren. Über die Arbeit mit PDF-Apps und darüber hinausRehberg, Peter (2015) , S. 179-182Mit der Popularisierung des Tablets seit 2010 kommt es zu einer Remedialiserung des Buches in PDF-Apps. Der Umgang damit kann als «Leseszene» verstanden werden: sprachlich-semantische, instrumentell-technische und gestisch-körperliche Faktoren wirken am Prozess der Bedeutungsproduktion mit. So offenbart sich in diesem Zusammenhang zum Beispiel «Blättern» als eine Kulturtechnik. Die Leseszene erweist sich allerdings noch als instabil. Möglichkeiten des Annotierens versprechen hier eine Form der Kontrolle. Es bleibt noch offen, ob diese misslingt oder sich hier vielleicht eine neue kreative Methode der Texterfassung ergibt. Im Unterschied von privatem Vortrag und Arbeit zuhause zeigt sich der Umgang mit dem neuem Medium insgesamt noch als labil. Die Trainingsphase ist noch nicht zu Ende.
- ArticleArchitekturen des «environment». Reyner Banham und das dritte MaschinenzeitalterSprenger, Florian (2015) , S. 55-67Reyner Banhams Buch THE ARCHITECTURE OF THE WELL-TEMPERED ENVIRONMENT (1969) verbindet in seiner Konzentration auf die technische Hervorbringung von Umgebungen durch Energie- und Informationsströme zentrale Fragen der Medien- und der Architekturwissenschaft. Banham beschreibt darin die Koevolution von Architektur und Technik als Geschichte einer immer umfassenderen Kontrolle menschlicher Lebenswelten. Er zeigt, dass technische Infrastrukturen nicht nur Komfort produzieren, sondern auch neue environments hervorbringen. Sein Buch, das eine Reihe von ökologischen Konzepten in Anschlag bringt, bietet ein Vokabular an, das produktiv gemacht werden kann, um die gegenwärtige technologische Bedingung ubiquitärer Medien besser zu verstehen.
- ArticleBraucht die Medienwissenschaft eine Philologie der Medien?Maye, Harun (2015) , S. 158-164Unter «Medienphilologie» versteht man traditionell die Bewahrung, Beschreibung, Kommentierung und gegebenenfalls auch die Rekonstruktion von kulturellen Artefakten und deren Überlieferungsträgern. Der Debattenbeitrag plädiert dafür, dieses Grundverständnis zu erweitern. Eine ausgezeichnete Aufmerksamkeit für narrative Formate, mediale Praktiken und Details sind Schwerpunkte, die sich in aktuellen Diskussionen um den Kompetenzbereich einer erweiterten Medienphilologie herauskristallisieren.
- ArticleFeldforschung in den «mobile commons»Tsianos, Vassilis S. (2015) , S. 115-125
- Article«Kein Außen der Materie». Relationen als SeinswertSeier, Andrea; Trinkaus, Stephan (2015) , S. 171-177Den Faden ihrer Diskussion aus der Zeitschrift für Medienwissenschaft, Nr. 11, 2014, wieder aufnehmend, entwickeln Andrea Seier und Stephan Trinkaus ein dialogisches Statement, basierend auf ihrem fortgesetzten E-Mail-Austausch, der insbesondere die Frage der Perspektive intensiviert: Von welchem Blickwinkel aus begreifen wir Materialität und Relationalität? Gibt es eine Position des ‹Außen›, und wie begreifen TheoretikerInnen der Ontologie und Epistemologie (vor allem Barad und Haraway) Objekte und Wissen? Die beiden Autoren beziehen sich dabei auf das Statement von Yuk Hui zu ihren vorangegangen Texten, feministische Philosophie und die Idee der Diffraktion.
- ArticleMedien / ArchitekturenKamleithner, Christa; Meyer, Roland; Weber, Julia (2015) , S. 10-18
- Review«Nothing very terrible can happen with a duck in the foreground». Neuere Bücher zu Bild und SchriftZons, Alexander (2015) , S. 184-188Besprochene Bücher: Bernd Scheffer, Christine Stenzer, Peter Weibel, Soehnke Zehle (Hg.): Schriftfilme. Schrift als Bild in Bewegung, Ostfildern (Hatje Cantz) 2014 Hans-Edwin Friedrich, Hans J. Wulff (Hg.): Scriptura cinematographica. Texttheorie der Schrift in audiovisuellen Medien, Trier (WVT) 2013. Katrin Ströbel: Wortreiche Bilder. Zum Verhältnis von Text und Bild in der zeitgenössischen Kunst, Bielefeld (transcript) 2013. Florian Krautkrämer: Schrift im Film, Münster (LIT) 2013.
- ArticleUnsichtbare Stadt. Zur Medialität urbaner ArchitekturenSchabacher, Gabriele (2015) , S. 79-90Die Relation von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit ist für das Funktionieren wie die Beschreibung sozio-technischer Zusammenhänge zentral (Logik des Blackboxing) und entfaltet deshalb in architektonischen, infrastrukturellen und medialen Zusammenhängen eine operative Wirksamkeit. Der Beitrag stellt verschiedene künstlerische Bearbeitungen des Topos der ‹unsichtbaren Stadt› in den Vordergrund und analysiert die Medialität urbaner Architekturen mit Blick auf die Frage der Repräsentierbarkeit der Stadt sowie auf die damit verbundenen epistemischen und politischen Probleme.
- ArticleVon niederer Herkunft. Die praktischen Wurzeln des interaktiven ComputingSchmidt, Kjeld (2015) , S. 140-156Was man heute normalerweise unter «Computing» versteht, nämlich «Personal Computing», entwickelte sich nicht aus einer ‹Turingmaschine›, sondern als Technologie zur Erleichterung großangelegter kooperativer Arbeit. Es entstanden daraus interaktive Mensch-Maschine-Systeme, etwa Laptops und Smartphones, aber auch eingebettete Datenverarbeitungssysteme. Wichtige Paradigmen für Anwendungen des interaktiven Computing gehen auf Praktiker zurück, entstanden als praktische Techniken zum Eigengebrauch oder für die Verwendung durch Kollegen, und wurden später verallgemeinert. Bei dem in der Zeitschrift für Medienwissenschaft, Nr. 12, 2015 erschienenen Beitrag handelt es sich um eine gekürzte Fassung von Of Humble Origins. The Practice Roots of Interactive and Collaborative Computing von Kjeld Schmidt. Die längere englische Version ergänzt die Geschichte des interaktiven Computing um die Entstehung des kollaborativen Computing.
- ArticleVon-Neumann-Architektur, Speicherprogramierung und modernes Code-Paradigma. Drei Leitbilder früher RechenanlagenHaigh, Thomas (2015) , S. 127-139Historiker sind sich darüber einig, dass alle Computer, die in den späten 1940er Jahren auf der Welt gebaut wurden, von einem einzigen Konzept inspiriert wurden: einem unveröffentlichten Typoskript mit dem kryptischen Titel «First Draft of a Report on the EDVAC». Im historischen Rückblick lassen sich drei Leitbilder der frühen Rechenanlagen unterscheiden: das Leitbild der von-Neumann-Architektur, das EDVAC-Hardware-Paradigma und das moderne Code-Paradigma. Der Aufsatz dokumentiert ihre vorübergehende Einheit und mittelfristige Auseinanderentwicklung, und unterscheidet sie von dem, was bisher meist als «Speicherprogrammierung» zusammengedacht wurde.
- Journal IssueZeitschrift für Medienwissenschaft. Heft 12: Medien / Architekturen(2015)Die Medialität der Architektur wurde immer wieder unterschiedlich konzipiert: Architektur ist als Kanalsystem beschrieben worden, das Ströme lenkt, als kommunikative Oberfläche, mit der man interagiert, als Hülle, die man sich anzieht, oder als infrastrukturelle Matrix, deren Protokolle sich umschreiben lassen. Die hier versammelten Beiträge gehen solchen historischen wie aktuellen Konzeptionen nach und rücken Verbindungen von Architektur- und Technikgeschichte in eine medienwissenschaftliche Perspektive. Sie zeigen, wie im Zusammenspiel von technischen Gefügen, theoretischen Modellen und sozialen Konstellationen je neue Architekturen entstehen, die Handlungsmacht unterschiedlich modellieren und verteilen.