2022/1 - X | Kein Lagebericht
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- ArticleWelcher Kanon, wessen Kanon? Eine Einladung zur DiskussionArbeitskreis Kanonkritik (2022) , S. 159-171Der Beitrag problematisiert Kanonbildung in der deutschsprachigen Medienwissenschaft. Ausgehend von Erfahrungen in der Lehre werden Möglichkeiten, Perspektiven und mögliche Fallen einer notwendigen Dekolonialisierung des Gegenstands- und Theoriekorpus des Fachs verhandelt. Der Text plädiert dafür, hierunter etwas anderes zu verstehen als eine bloße Diversifizierung im Sinne eines Hinzufügens oder Austauschens von Texten. Die Reflexion und Überarbeitung von Lektüreplänen impliziert, die Tradierungslinien des Faches nachzuvollziehen und zu befragen. Der Beitrag skizziert diese Aufgabe und stellt ein erstes Ergebnis des Arbeitskreises Kanonkritik vor: die Zusammenstellung einer öffentlich zugänglichen und partizipatorischen Literatursammlung, die von den Nutzer_innen individuell erweitert werden kann.
- Article„Wie 'weiß' ist die deutschs prachige Medienwissenschaft?“ Hintergründe, Ergebnisse und Reflexionen zur Umfrage der GfM und des Forum Antirassismus MedienwissenschaftArbeitskreis Umfrage des FAM (2022) , S. 192-198Der Text rahmt das methodische Vorgehen und beleuchtet die Hintergründe der Umfrage „Wie weiß ist die deutschsprachige Medienwissenschaft?“ und stellt die wichtigsten Ergebnisse dar. Die Umfrageergebnisse zeigen ein starkes Gefälle zwischen weißen und PoC Forschenden und Lehrenden; es zeigt sich aber auch, dass sich viele nicht auf den Achsen weiß oder PoC beschrieben haben. Im Text werden auch die methodischen Herausforderungen des Studiendesigns reflektiert: Vor allem die innovative Möglichkeit, sich selbst zu bezeichnen, hat in der Auswertung gezeigt, dass durch die subjektive Selbstbezeichnung nicht nur mehr Entfaltung der Positionierung ermöglicht wird, sondern auch vermeintlich unmarkierte Positionierungen vermieden werden können.
- ArticleMcLuhan unter Palmen. Über Orte des Denkens, Sprechens und HandelnsBruder, Johannes; Pinkrah, Nelly Y.; Sharma, Sarah (2022) , S. 125-139In diesem Beitrag diskutieren Johannes Bruder, Nelly Y. Pinkrah und Sarah Sharma über die Performativität von Marshall McLuhans Medientheorie, Praktiken des re-reading and re-writing des Kanons, antirassistische und feministische Pädagogik, akademischen Aktivismus, den Diversity-Equity-Inclusion Complex und die Frage, ob Elon Musk (auch) ein Medientheoretiker ist. Ihr Gespräch ist zugleich ein Rückblick auf Sarah Sharmas Zeit an der Spitze des McLuhan Centers der Universität Toronto, ein Vorspiel zu ihrer Arbeit als Direktorin des Instituts für Kommunikation, Kultur, Information und Technologie (ICCIT) und eine kollektive und Spekulation über die zukünftige Arbeit in der Medienwissenschaft.
- ArticleSichere Räume, reparative Kritik. Überlegungen zum Arbeiten mit verletzendem MaterialShnayien, Mary (2022) , S. 54-65Medienwissenschaftliche Forschung zu tagesaktuellen Themen ist oft damit konfrontiert, große Mengen an antisemitischem, rassistischem, misogynem, verschwörungstheoretischem Material sichten und analysieren zu müssen, dessen Verletzungspotential auch die jeweiligen Forscher_innen negativ affiziert. Der Beitrag fragt nach möglichen Bewältigungsstrategien, mit denen sich zu verletzendem Material forschen lässt, und die eine wirkungsvolle Kritik desselben ermöglichen, ohne als Forscher_in in die vom Material ausgehenden negativen Affekte und Epistemologien verwickelt zu werden.
- ArticleSinguläre Filme und Gefühle. „Agency panic“, das weiße New Hollywood und das Begehren nach dem AffektKadritzke, Till (2022) , S. 78-90Plädoyers für einen „Affective Turn“ spielten um die Jahrtausendwende die Autonomie des Affekts gegen ideologiekritische und repräsentationspolitische Ansätze in der Filmanalyse aus. Der Artikel bettet diese Diagnose eines «affektiven Defizits» in eine längere Kulturgeschichte ein, in der das New Hollywood einen zentralen Knotenpunkt bildet. Am Beispiel der Rezeption von Filmen diesseits und jenseits des New-Hollywood-Kanons zeigt er, dass Aufruf zur Befreiung des Affekts eng verknüpft war mit einem Krisendiskurs um weiße Männlichkeit und einer entsprechenden ‹gegenkulturellen› Erneuerungsbewegung. Anhand dieses historischen Beispiels plädiert er für einen genaueren Blick auf das Verhältnis von vermeintlich neutralen Begriffen und ihren politischen Voreinstellungen.
- ArticleZum Eurozentrismus im Begriff des BildesSchröter, Jens (2022) , S. 91-100Das Bild scheint in fast allen Kulturen vorzukommen, schon von daher sollte jede Beschäftigung mit dem Bild nicht nur historisch, sondern auch interkulturell differenziert sein. Woher weiß man denn, was ein Bild 'ist', wenn man nicht weiß, welche „andersgerichtete [...] Bildwahrnehmung“ oder welches „andere Denken bildhafter Darstellung" (Iris Därmann) noch existiert. In der Kunstgeschichte gab es in den letzten Jahren verstärkt Ansätze die eurozentrischen Fixierungen aufzubrechen, was sich in den Bemühungen um eine ‚globale Kunstgeschichte‘ zeigt, in der ausdrücklich die Frage nach kulturell differenzierten Bildpraktiken und -konzepten gestellt wird. Der Aufsatz schließt an diese Forschungen an und befragt den Eurozentrismus des Bildbegriffs.
- Article„A New Science?“ Zum antirassistischen Potenzial materialistischer MedienwissenschaftenMorais dos Santos Bruss, Sara (2022) , S. 101-109Der Artikel greift die Prämisse einer gestalterischen Produktivkraft medialer Technologien auf, um diese bekannte Prämisse deutscher Medienwissenschaft um eine anti-rassistische Analyse zu erweitern. Am Beispiel der während der deutschen Besatzung des heutigen Namibias eingesetzten Passmarken zeigt der Beitrag, wie die Konstruktion technologischer Informationsapparate mit Prozessen der Rassialisierung zusammenhängt. Mit Sylvia Wynters Kritik am Monohumanismus westlicher Theoriebildung konstruiert der Artikel einen Blick auf race als/und Technologie und beschreibt so eine Möglichkeit anti-rassistischer Analyse medialer Informationsapparate und -Objekte. Diese können sowohl kritische Leerstellen im Archiv aufweisen, wie auch zum emanzipatorischen Fabulieren Anreiz geben.
- ArticleKamera an, Kamera aus? Ein Gespräch über Sichtbarkeiten in der Videostream-basierten LehreEickelmann, Jennifer; Einwächter, Sophie G.; Gregor, Felix T.; Hanstein, Ulrike; Kero, Sandra (2022) , S. 181-191Der Beitrag dokumentiert ein Gespräch zwischen Studierenden und Lehrenden über die Frage, ob in der Videostream-basierten Lehre zum Ein- oder Ausschalten der Kamera aufgefordert werden darf oder soll. In Videokonferenzen finden altbewährte und neu erprobte Strategien des Versteckens, Sichtbarmachens, Exponierens oder Kontrollierens Anwendung. Die neuen Sichtbarkeiten bergen immer auch Verletzlichkeiten: Einblicke ins Private offenbaren Lebenssituationen und -umstände. Das Angesehen-Werden ist mit Risiken verbunden. Das Gespräch über Veränderungen des Lehrens und Lernens fand im Oktober 2021 statt. Themen sind Blickordnungen, Verletzlichkeiten, Möglichkeiten des Rückzugs, Formen der Verbundenheit und prekarisierte Arbeitssituationen.
- Journal Issue
- ArticleIn den Arkaden der Übersetzung. Gedanken zu Autoethnografie, kultureller Identität und AuthentizitätCanpalat, Esra (2022) , S. 41-53In diesem Beitrag setze ich mich mit meiner eigenen Position als postmigrantische Frau im universitären und akademischen Kontext auseinander, indem ich nicht nur eine diskursive Selbstreflexivität, sondern auch Blickregime verschiedener Akteur_innen in meine Analyse miteinbeziehe. Mit Bezug auf Rey Chows Überlegungen in "Film as Ethnography; or: Translation Between Cultures in the Postcolonial World" gehe ich Fragen von kultureller Identität, Originalität und Authentizität nach, indem ich die Methode der Autoethnografie mit Benjamins Gedanken zur Aufgabe des Übersetzers erweitere. Anhand Chows Theorien werden alternative, fluidere und transparentere Wege der kulturellen Übersetzung skizziert, die über reduktive Konzepte von Ost und West, Original und Übersetzung, Treue und Verrat hinausgehen.
- ArticleRassismus- und herrschaftskritische FaktographieGoutrié, Christine (2022) , S. 24-36Im Beitrag wird ein Kreuzungspunkt zwischen Rassismus- und Herrschaftskritik in der Lehre und der in den 1920er Jahren in der Sowjetunion entwickelten Faktographie angeboten. Die Autorin beschreibt aus einer weißen, ostdeutschen Perspektive, wie sie faktographische Konzepte auf ihre Lehre digitaler Medien anwendet, wie die Fakten des ‹Produktionsprozesses› der Lehre in die Lehre selbst einfließen: den eigenen Lern- und Verlern-Prozess offenlegen, biographische Stationen benennen, Erfahrungswissen aber vor allem auch die Lücken der eigenen Positionierungen und Positionen zeigen. Die Autorin beschreibt faktographische Lücken als zentral für ihre herrschaftskritische Lehre.
- ArticleDear white professors, warum sind alle „Klassiker“ 'weiß'?Eloundou, Marie; Karst, Lisa; Shirchinbal, Dulguun (2022) , S. 172-179Als Studierende der Europäischen Medienwissenschaft Potsdam nutzen wir diesen Beitrag, um über unsere bisherigen Erfahrungen an der Universität und in der Medienwissenschaft zu reflektieren. Es ist ein Versuch, schon lang Gespürtes in Worte zu fassen. Gleichzeitig zeigt es einen Weg auf, den wir auf unterschiedliche Weise gemeinsam gehen. Zwischen Ent-Täuschungen und unerfüllten Wünschen fordern wir den Kanon unseres Fachs heraus: Was haben wir erfahren und was sollten wir erfahren? Welches Wissen blieb unerwähnt oder gilt nur als Option? Mit der Problematisierung des Curriculums möchten wir weitere verflochtene Hierarchien in der academia ansprechen und uns mit dekolonialen Strategien und Methoden ein anderes Lernen und Lehren vorstellen.
- ArticleThe West and the Rest. Antirassistische Arbeit als kontinuierliche Praxis des Befragens, Zuhörens und Ansprechens (in) der FilmwissenschaftBreitsohl, Louis; Mohr, Elisabeth (2022) , S. 66-77Der Beitrag widmet sich rassistisch-kolonialen Kontinuitäten im universitären Leben und fragt, wie mit Film dekolonial und/oder antirassistisch umgegangen werden kann. Er reflektiert über das Potenzial der Widersprüche, die in diesem Prozess entstehen können, und untersucht Formen antirassistischer Forschungspraktiken sowie des dialogischen Austauschs im wissenschaftlichen Rahmen. Gesucht wird eine Position, die Wissensproduktion und -austausch zu einer macht- und differenzbewussten Praxis werden lässt. Da diese relationale Position von den Perspektiven anderer abhängig ist, wird die eigene Situierung konstant befragt und sichtbar gemacht. Antirassistische und dekoloniale Forschung kann demnach nur als tägliche Praxis und kontinuierlicher Lern- und Selbstbefragungsprozess Bestand haben.
- ArticleRassismuskritische Arbeit an/in der Medienwissenschaft. Das Forum Antirassismus Medienwissenschaft (FAM)Eine Gruppe aus dem FAM (2022) , S. 150-158Der Beitrag dokumentiert die Gründung des Forum Antirassismus Medienwissenschaft (FAM) im Herbst 2020 und seine Aktivitäten seitdem, die sich in verschiedenen Arbeitskreisen zu Themen wie Kritische Diversität, Kanonkritik und Gewaltprävention realisieren, aber auch auf Interventionen in gesellschaftlichen Debatten über eine Fachöffentlichkeit hinaus zielen. Die kritische Auseinandersetzung mit Zusammenhängen von Medien und Rassismus, Kolonialismus, Sexismus, Klassismus und Antisemitismus verschränkt sich dabei mit der Frage danach, wie intersektionale Machtverhältnisse die Medienwissenschaft durch ihren Eingang in Medientechnologien, Inhalte und Institutionen historisch und gegenwärtig prägen.
- Article„Seeing Through Race“ & Versuche, durch die Medien (-wissenschaft) zu sehenMitchell, W. J. T.; Alkin, Ömer (2022) , S. 111-123Der Bildwissenschaftler W.J.T. Mitchell hat 2012 sein Buch „Seeing through Race“ veröffentlicht, in welchem er dem Verhältnis von Medialität und „race“ nachgeht. Das schriftlich geführte Interview befragt Mitchell zum umfassenden theoretischen Einstiegskapitel dieser Studie und zu seinen Vorschlägen für den Umgang mit Rassismus. Zugleich dreht sich das Gespräch um die Übertragbarkeit von Mitchells rassismuskritischen Überlegungen auf das hiesige wissenschaftskulturelle System und um die aktuelle Relevanz seiner Thesen im Kontext von cancel culture, Wissenschaftskultur und Medienwissenschaft
- ArticleEin Weiterdenken im Anschluss an Christine Goutriés „Rassismus- und herrschafts kritische Faktographie“Gözen, Jiré Emine (2022) , S. 37-40Der Beitrag stellt ein Weiterdenken von Christine Goutrié „Rassismus- und herrschaftskritische Faktographie“ dar und geht Fragen nach der Verteilungslast in Bezug auf rassismus- und machtkritischen Interventionen im Kontext der Lehre und des akademischen Apparates nach. Ausgehend von der Wahrnehmung, dass nicht-weiße Körper in der Akademie auf spezifische Art und Weise mit der Erwartung einer 'vermeintliche Ganzheitlichkeit' adressiert werden, wird nach den emotionalen und affektiven Aufreibungen gefragt, welche die bestehenden rassialisierenden Dynamiken mit sich bringen.
- ArticleKein Lagebericht. Einleitung in den SchwerpunktAlkin, Ömer; Gözen, Jiré Emine; Pinkrah, Nelly Y. (2022) , S. 10-23Der Schwerpunkt der Ausgabe thematisiert und erkundet antirassistische Praxis innerhalb der Medienwissenschaft. Die eingeladenen Beiträge bilden demnach ein Spektrum davon ab, wie mit rassistischen Erfahrungen und Kontinuitäten am Ort Universität umgegangen werden kann und welche Handlungsräume sich eröffnen. Die Frage nach antirassistischer Praxis – anders kann es nicht möglich sein – stellt sich jedoch zuerst bezogen auf das eigene Tun. So reflektiert die Einleitung den Produktionsprozess des Hefts: vom Miteinander-sprechen und -arbeiten, über Peer-Review-Verfahren und Konventionen medienwissenschaftlichen Arbeitens, bis hin zu notwendigen essentialisierenden Kategorien wird zur Disposition gestellt, was immer wieder und fortwährend verhandelt werden muss.
- ArticleEmpathie||losigkeitGözen, Jiré Emine; Migrantenstadl; Feldman, Talya; Quainoo, Sharonda; Offener Prozess; Initiative Oury Jalloh (2022) , S. 140-149