2012
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- ArticleBatman am Scheideweg. Der unglückliche Super-Held in Christopher Nolans The Dark Knight RisesBraun, Michael (2012)Super-Helden im Film haben es schwer. Nolans Batman ist im dritten Teil der Filmsaga ein vollends ermüdeter, verunglückter Held. Der Film entzaubert in der Tradition des Neo Noir den klassischen Exzeptionalitätsmythos des Helden im Kino. Es bedarf keiner vorbildlichen Ausnahmefiguren mehr, die sich opfern, um die Welt zu retten, so das Fazit dieses schwarzen Heldenmärchens. Der Beitrag untersucht, wie diese negative Heldeninszenierung auf dem dramaturgischen Kurs der Heldenreise gelingt.
- Article„Brainy is the new sexy“ – Zur Erotik des Denkens in SherlockOtto, Daniela (2012)Steven Moffat und Mark Gatiss liefern mit ihrer BBC-Serie Sherlock eine gelungene Neuinterpretation der Detektivgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle. Dabei verlegen sie nicht nur das Setting in das London der Gegenwart, sondern kreieren auch einen der Menschlichkeit entrückten Protagonisten. Der Sherlock Holmes 2.0 trägt Nikotinpflaster, ist SMS-Junkie, Popstar und hochfunktionaler Soziopath. Als lebende Denkmaschine löst er Fälle, ohne Emotionen zu zeigen. Seine asexuelle Aura ist jedoch trügerisch. Kaum ein anderer Held zelebriert die Lust am Denken in solch exzessiver Weise: Sherlocks Fetisch ist sein eigener Intellekt.
- ArticleCelebrity Deathmatch – Shades of Grey vs. Geschichte der OProkić, Tanja (2012)Mit bisher 20 Millionen verkauften Exemplaren in den USA, riß Shades of Grey als erster Titel der E-Book-Ära die Millionen-Marke der bezahlten Downloads fürs Kindle. Übersetzungen in 37 Sprachen liegen vor. Für die gelangweilte Ehefrau und Mutter ab 35 sei der Mommy Porn wie geschaffen, denn er erfülle ihre geheimen Sehnsüchte nach Erotik, Lust und sadomasochistischen Praktiken. In einem Zug mit Pauline Réages Meisterwerk die Geschichte der O (1954) oder Das sexuelle Leben der Catherine von M. (2001) von Catherine Millet wird denn Shades of Grey als wichtigste erotische Literatur aus weiblicher Feder gehandelt. Der Vergleich mit Klassikern ist eine beliebte Strategie der Presseabteilungen, ihre Titel auf den BestsellerListen zu platzieren. In den späten 90ern lancierte MTV die kleine Show Celebrity Deathmatch und ließ Stars und Sternchen der (Pop-) Geschichte als Knetfiguren im Todeskampf gegeneinander antreten. Wir bitten Shades of Grey in den Ring …
- ArticleDietrich Fischer-Dieskau ist tot. Ein Nachruf auf das KunstliedKirchmeier, Christian (2012)Am 18. Mai 2012 ist Dietrich-Fischer Dieskau gestorben. Sein Tod markiert das Ende der Epoche des Kunstlieds, wahrscheinlich sogar das Ende einer historischen Form des Bildungsbürgertums, wie es die Bonner Republik geprägt hat.
- ArticleDas Dritte Reich. Interpretationsansätze zum Roman von Roberto BolañoGiesen, Roman (2012)Der folgende Beitrag skizziert die Diskussionen zu dem Roman Das Dritte Reich des chilenischen Autoren Roberto Bolaño, die während eines Ausfluges der Mitarbeiter des Lehrstuhls von Oliver Jahrausvom 23-07.2012 bis 25.07.2012 in Dürrwies geführt wurden. Der Roman handelt vom Urlaubsaufenthalt des Protagonisten Udo mitseiner Lebensgefährtin Ingeborg in einem spanischen Urlaubsort, den erbereits als Kind mit seinen Eltern aufsuchte. Statt den Urlaub zu genießen und sich um seine Freundin zu kümmern, spielt Udo akribisch ein Brettspiel mit dem Namen „Das Dritte Reich“. Udo vertritt in diesem Spiel Deutschland. Ziel ist es, den Zweiten Weltkrieg „nachträglich“ zugewinnen. Schließlich beginnt Udo eine Partie mit einem Bootsverleiher des Hotelstrandes, dem sogenannten „Verbrannten“. Die Folgen für Udo und seine Umwelt bleiben nicht aus.
- ArticleDrogenrazzia im Lustspielhaus! Ein Line-Up wie Koks beim 1. Schwabinger Poetry SlamPreis, Michael (2012)Christian Bumeder alias Bumillo hat am Mittwoch vor Ostern acht vielfach ausgezeichnete Poetry-Slammer aus ganz Deutschland versammelt, die im Lustspielhaus um eine Flasche Chivas Regal gegeneinander antraten. Es gewann der Frankfurter Dichterfürst und subversive Souverän Dalibor Marković. Warum, schildert dieser Bericht. Er ist im Schein der Teilnahme geschrieben, da, so die gegen Ende einzuholende Ausgangsthese, erst aus diesem Schein heraus die ästhetischen, epistemologischen und nicht zuletzt ethischen Potenziale der Slam Poetry angemessen verstanden werden können. Wo letztere allerdings eine Form negativer Gesellschaftskritik ist, darf die wissenschaftliche Antwort darauf nicht hermeneutisch bleiben. Erst selbst performativ vermag sie die Bühne der Frage zu erhellen, die sich in der Slam Poetry artikuliert.
- ArticleDie Enteignung der Bilder – The Rise of the Dark Knight & The Fall of CinemaProkić, Tanja (2012)Die ersten Bilder der Rückkehr ins Batman-Universum aus Nolans kinematografischer Feder präfigurieren eine düstere Geschichte der Enteignung. Im atemberaubenden Tempo überschlagen sich die Ereignisse im Frachtraum eines kleinen Flugzeugs. Ein verhüllter Gefangener, von dem gerade noch unter Bedrohung seines Lebens die Wahrheit erpresst wird, bringt kurzerhand das Geschehen in seine Hand und entpuppt sich als der wahre Herr der Lage. Der Bösewicht, auf den die Fans so lange gewartet haben, Bane, kündet von den schlechten Zeiten, die Gotham City zu erwarten hat. Vor der bereits in diesen wenigen Minuten etablierten gewaltigen Soundkulisse muss es auch dem düstersten Gegenspieler, den der Batman-Kosmos aufzubieten hat, geradezu unmöglich werden, dem Mythos um seine ehrfurchtvolle Erscheinung zu erfüllen. Der breite Rücken, die aufgepumpten Muskeln, die eher bescheidenen Narben, die einer verschluckten Krake gleichende Atemmaske, nicht einmal die computergenerierte Stimme des Grauens vermögen heraufzubeschwören, was die Storyline und das Publikum verlangen: Eben ein Mehr als Batman Begins und The Dark Knight, ein spektakulärer Showdown, ein würdevolles kinematografisches Endspiel. Die folgenden epischen 160 Minuten scheinen ihrem Bösewicht eigentümlich zu gleichen: sie haben nichts weiter zu bieten als eine Aneinanderreihung von altbekannten Bildern, deren aufgeblähte Leere nur mehr der Dolby-Digital-Surround-Sound zu kaschieren sucht …
- ArticleFilmisch wohnen – bei Yasujiro Ozu und Mikio NaruseLandvogt, Rainer (2012)Der Essay versucht, Gemeinsamkeiten des Kulturphänomens Wohnen und des Mediums Film zu ergründen. Dies geschieht anhand einer bedeutenden Gruppe klassischer japanischer Filme: der von den Regisseuren Ozu und Naruse vor allem in den 1950er Jahren geschaffenen sogenannten shomin-geki (Familien- und Alltagsgeschichten). Sie werden zunächst als untergründig dem Wohnen gewidmete Filme interpretiert; sodann wird herausgearbeitet, dass in diesem Wohnen eine Reflexion der Filmrezeption überhaupt zu erkennen ist.
- ArticleEin Gespenst geht im Viervierteltakt um. Konzert zum 50. Todestag Hanns Eislers an den Münchner Kammerspielen am 23. Juni 2012Giesen, Roman (2012)Ein grandioser Abend in den Münchner Kammerspielen zeigt anlässlich eines Konzerts zum 50. Todestag von Hanns Eisler die Aktualität des politischen Komponisten.
- ArticleIggy Pop. Einem Charismatiker zum 65. GeburtstagGiesen, Roman (2012)Am 21. April 2012 ist James Osterberg alias „Iggy Pop“ 65 Jahre alt geworden. Dieser Beitrag gratuliert zum Geburtstag einer der letzten lebenden Ikonen des Punkrock und verfolgt anhand von Ausschnitten der (Medien)Biographie Iggy Pops die narrativen Bausteine einer charismatischen Persönlichkeit, um schließlich mit einem Augenzwinkern zu dem Ergebnis zu kommen, dass sich die Begegnung mit Iggy Pop als „Wahrheitsereignis“ der Subjektgenese im Sinne von Alain Badiou begreifen lässt.
- ArticleIm Hass vereint. Orpheus steigt herab an den Münchner Kammerspielen inszeniert gelungen, wie sehr das Fremde ängstigt und fasziniertOtto, Daniela; Giesen, Roman (2012)Am 29.09.2012 fand die Premiere von Orpheus steigt herab an den Münchner Kammerspielen statt. Sebastian Nübling inszeniert Tennessee Williams’ Drama als popkulturellen Rummelplatz. Auf der Bühne steht nicht nur ein grell blinkendes Kettenkarussell, es treten auch ein Hund, ein Motorrad und viele toupierte Blondinen auf. Die unangefochtene Aufmerksamkeit gehört jedoch der Hauptfigur Val Xavier, einem Fremden mit Schlangenlederjacke, der sich in das rassistische Milieu der Kleinstadtidylle wagt. Der Estländer Risto Kübar spielt diesen Exoten so schrill, bizarr und durch und durch queer, dass der Theaterabend nicht zuletzt aufgrund seiner Performance ein gelungener ist.
- ArticleIm Labyrinth der ewigen Stadt. Zu Woody Allens Sommerkomödie To Rome With Love.Otto, Daniela (2012)Während der Herbst in Deutschland Einzug hält, zaubert Woody Allens To Rome With Love noch einmal die Stimmung einer lauen Sommernacht auf die Leinwand. Die jüngste Komödie des amerikanischen Regisseurs ist leicht, amüsant und ein bisschen verrückt. An die Größe seiner letzten cineastischen Europastreifzüge reicht sie jedoch nicht heran. Das Labyrinth ist Motiv und narrative Strategie zugleich – kein Wunder also, dass sich der Film bisweilen in seiner chaotischen Komik verliert.
- Article„Je regarde, je flaire, je palpe“– Die Passionen des Realen im Kontroversen KinoProkić, Tanja (2012)Weggeschaut, gezittert, gezuckt, geweint, erstarrt, geschämt, geschockt? Aber auch berührt, gerührt, betroffen von Hässlichkeit und Schönheit zugleich, von intellektueller Tiefe und ästhetischer Überwältigung? Extreme der Gefühle, Extreme der Wahrnehmung, Extreme des Verstandes prägen seit jeher Kunst, die länger lebt als ihr zeitgenössischer Diskurs, die beständig ist, jenseits von Trends und Hitlisten. Kennzeichnend für solche Art von Kunst war seit jeher die Überschreitung. Speziell im Bereich des Films, einem relativ jungen Medium, erweisen sich bis heute jene Werke als überdauernd, die Seh- und Denkgewohnheiten überschreiten …
- ArticleDas Leben, ein Spiel. Deutschland hat einen neuen Box Slam MeisterPreis, Michael (2012)Am Samstag, den 28.1.2012, fand in der Münchener Muffathalle in halbweltlicher Atmosphäre die Deutsche Meisterschaft im Box Poetry Slam statt. Zwar schied der dort vertretene Münchener Lokalprominente Bumillo dieses Mal bereits im Halbfinale aus. Aber auch so hat der Slam eine kleine Nachlese verdient. Ich beginne in der U-Bahn, nach einer Slam-Veranstaltung, die etwa zwei Wochen vor dem Box Slam stattgefunden hat. Im Anschluss gebe ich in dekonstruktiver Terminologie einige literaturwissenschaftliche Bestimmungsversuche des Genres Poetry Slam, um diese schließlich anhand einiger medial gestützter Erinnerungen an den Box Slam 2012 zu plausibilisieren. Im Ansatz dekonstruktiv, ist dieser Beitrag in der Durchführung eine Verneigung vor dem besprochenen Genre sowie seinen Autoren und Performern.
- ArticleLupus oder Liebe? Zum Spurenlesen des Protagonisten populärer SerienformateKessler, Nora Hannah (2012)Das Spurenlesen ist integraler Bestandteil zahlreicher vor allem populärer Medienproduktionen. Und dabei weist das Spurenlesen eine charakteristische Doppelfunktion auf: einerseits dient es der Investigation von Gegenständen im Kontext mangelhafter oder zweifelhafter Informationslage. Zugleich aber dient es der Inszenierung und Profilierung des Spurenlesers, der unentscheidbar zwischen Technik und Zauberei oszilliert. Zu einem faszinierenden Rezeptionserlebnis werden solche Medienprodukte vor allem deshalb, so die These, weil das Spurenlesen einen Spiegel für einen spezifischen Rezeptionsprozess darstellt, der sich gleichsam autoreflexiv auf das betreffende Medium selbst anwenden lässt.
- ArticleDie mit dem Wulff tanzt. Zur medialen Selbstinszenierung einer kurzzeitigen First LadyOtto, Daniela (2012)Der Rücktritt des Bundespräsidenten Wulff lenkte einmal mehr den Fokus auf die Frau an seiner Seite. Bettina Wulff war von Anfang an elementarer Bestandteil der medialen Selbstinszenierung ihres Mannes. Dabei schaffte es Frau Wulff zwar in die Boulevardblätter, nicht jedoch in die Herzen der Menschen. Dieser Beitrag geht der Frage nach, warum die First Lady an der Zitathaftigkeit ihrer Rolle scheiterte.
- ArticleMohammed-Video. Die medienwissenschaftliche PerspektiveScheffer, Bernd (2012)Dieser Artikel nimmt Salman Rushdies „Satanische Verse“, die Mohammed-Karikaturen von Kurt Westergaard und insbesondere das Mohammed-Schmäh-Video zum Anlass, aus medienwissenschaftlicher Perspektive darzulegen, dass ein Medienprodukt am allerwenigsten der Verursacher der Reaktionen ist, die es zur Folge hat. Vielmehr sind esvor allem die jeweiligen emotionalen Voraussetzungen auf Seiten der Nutzer, die eine bestimmte Reaktion nach sich ziehen.
- ArticleDie NS-Zeit im ‚metahistoriographischen‘ Film der GegenwartSchilling, Erik (2012)‚Metahistoriographische‘ Filme wie La vita è bella, Der Untergang und Inglourious Basterds verzichten auf eine schematisierende Perspektive auf die Zeit des deutschen Nationalsozialismus. Stattdessen nehmen sie sich die Lizenz zu einem freien Umgang mit dem belasteten Thema, indem sie komische Elemente in das dramatische Geschehen integrieren, psychologische Studien der NS-Führungsriege versuchen oder historische Sachverhalte fiktional überformen. Diese narrativen Mittel entlarven nicht nur den Wunsch nach einer ‚authentischen‘, mimetischen Darstellung als Fiktion, sondern haben zudem eine geänderte filmische Ästhetik zur Folge, die als Plädoyer für künstlerische Freiheit verstanden werden kann.
- ArticleTarantinos Rache an Hitler – ‘Inglourious Basterds’ als kontroverser MetafilmSteierer, Benedikt (2012)Der Beitrag analysiert das Provokationspotential von Quentin Tarantinos Inglourious Basterds (2009) nicht aus politischer, sondern aus filmtheoretischer Perspektive. Die Rache an Hitler, wie sie Tarantino visualisiert, ist dann vor allem als Abrechnung mit der Filmgeschichte und dem filmischen Medium an sich zu verstehen.
- ArticleDer Tod des Ruinenbaumeisters. Zum Tode von Herbert RosendorferJahraus, Oliver (2012)Der Nachruf erinnert an das vielfältige literarische Schaffen von Herbert Rosendorfer und geht vor allem auf die Art und Weise ein, wie Literaturbetrieb und Literaturkritik ihm die letzte Anerkennung verweigert haben und wie er dies selbst reflektiert hat.